Mein Sohn César Sampson sendete mir das Video gleich unten, in dem er selbst die Pilates Powerhouse Serie ausführt. Er fragte mich, ob ich dazu ein Komentar für Facebook schreiben könnte.
Nachdem ich mir das Video ansah, dachte ich mir …. weiss er, was er da von mir verlangt? … entweder ist er ein wahrer Krieger oder ein wahrer Masochist!?!? Er wollte meine Analyse noch nicht einmal lesen?!? Ich kann nur sagen „Daumen hoch für meinen Sohn César und seine bemerkenswert selbstlose Geste.“ Vielleicht hatte er bei seiner Entscheidung ja folgendes Zitat eines afrikanischen Meisterlehrers im Kopf:
Manchmal ist es besser sich dem Willen Anderer zu unterwerfen, als seinem eigenem Selbst-Willen zu gehorchen.
… und wollte uns mit seiner selbstlosen Tat daran erinnern. Mutig, mutig, mein Sohn!
Wie auch immer, lasst uns mit der Analyse beginnen. Wie die Pilates-Afficionados wissen, besteht die Powerhouse Serie aus 5 Übungen, und damit ich euch nicht mit der tiefgründigen Analyse aller 5 Übungen gleichzeitig überfordere, werde ich jede Woche die Analyse einer Übung posten.
Falls du meine Analyse der ersten 4 Übungen der Pilates Powerhouse Serie noch nicht gelesen hast, findest du sie unter Single Leg Stretch, Double Leg Stretch, Single Straight Leg Stretch und Double Straight Leg Stretch.
Hier und heute die Analyse der 5. und letztenÜbung der Pilates Powerhouse Serie – des Criss Cross – ausgeführt von meinem Sohn César.
Der Pilates Criss Cross ist sozusagen das letzte Hindernis beim Erklimmen des ‚Flexions-Berges‘. Da sehen wir genau, wer seinem Selbstwillen – aka Gewohnheit – und wer seinem Willen – aka Bewusstheit – gefolgt ist.
In jeglichen Pilates Studios hören wir nach dieser letzten Hürde ein Seufzen und Stöhnen. Bauch brennt! Bauch brennt! Ist das notwendig? Ich denke nicht. Außer natürlich du hängst etwas niedergeschlagen zu Hause rum, trinkst Bier und ziehst dir eine Staffel Games of Thrones nach der anderen rein, und entscheidest dich aus irgendeinem verrückten Grund, die Powerhouse Serie zu machen … na, dann! :)) Spaß beiseite und zurück zum Abenteuer meines Sohnes.
Die abgeschwächte Pilates Powerhouse Serie
Schauen wir uns gleich unten Césars Video der Powerhouse Serie an. Ab 01:34 beginnt der Criss Cross. Klick und enjoy jetzt!
Pilates Criss Cross – Die Fakten
Die meisten Dinge, die wir in der ersten Übung – dem Single Leg Stretch – besprochen haben, müssen wir auch im Pilates Criss Cross integrieren. Vor allem die axiale Verlängerung, die erreichen wir durch die sich entgegengesetzte Arbeit unseres DMCS – Powerhouse – und Schultergürtels. Ebenso wesentlich ist die Integration des DMCS und Iliopsoas beim Wechseln der Beine. Eine Sache, aber gibt es, die der Single Leg Stretch nicht hat und nie haben wird: Die Drehung – der ‚Killer‘ direkt aus der israelischen Armee! Nicht wirklich, aber so empfinden es viele. Wir können den ‚rotierenden‘ Killer aber entschärfen.
Den ‚rotierenden‘ Killer entwaffnen
Wir benötigen dazu genügend Streckung und Hebung. Und zwar in dieser Reihenfolge: heben – strecken – beugen = müheloser Pilates Criss Cross;)
Genauer gesagt: Die Streckung muss der Flexion (Beugung) des Oberkörpers vorangehen und die Hebung muss der Streckung vorangehen. Nur so wird die Drehung mühelos. Um die Hebung und Streckung beibehalten zu können, muss der Ellbogen auf seiner Reise zu den Knien nach oben Richtung Himmel projiziert werden, währenddessen der Schultergürtel sich nach unten drückt und in die Länge zieht; der Ellbogen darf nie nach innen Richtung Körper gehen. Behalte das im Kopf;)
Mein Fazit: Fehlende Hebung und Streckung
Die fehlangepasste Flexion Cesars Oberkörpers übersteuert die Zieh- und Hebe-Wirkung seines DMCS – Powerhouse. Das bedeute, dass durch die fehlende Hebung und Streckung sein Brustkorb anstatt sein DMCS die Bewegung steuert. Das führt leider dazu, dass er die Leichtigkeit der Übung nicht wahrnehmen kann.
Zum Vergleich wieder unten das Video von mir, in dem ich die Pilates Powerhouse Serie ausführe. Ab 01:38 können wir uns den Criss Cross ansehen. Klick und enjoy jetzt!
Die angereicherte Powerhouse Serie
Bewusstheit vs. Richtig-Falsch
Zu guter Letzt, lasst mich noch eine Prise Bewusstheit in meine Analyse bringen. Die Analyse der Interpretation der Powerhouse Serie meines Sohnes basiert NICHT auf einer Richtig-Falsch-Dichotomie, sondern geht von der Perspektive der Bewusstheit und Funktionalität aus.
Damit meine ich
- Wie viele der genannten „Fehler“ ist sich César bewusst, wenn er die Übungen ausführt?
- Kann er die eine Position in eine andere Position übertragen? Zum Beispiel, kann er ohne Änderung, Kompensation und Modifikation vom Criss Cross zur Pilates Saw Übung gehen?
Subjektiv gesehen, wer kann schon sagen, dass die Art und Weise wie mein Sohn die Pilates Powerhouse Serie ausführt, falsch ist? Ziemlich sicher gibt es viele Leute, innerhalb und außerhalb der Pilates Community, die behaupten sich ‚gut zu fühlen‘, währenddessen sie die Powerhouse Serie so ausführen wie mein Sohn. Mit Sicherheit gibt es auch Leute, die sogar sagen, ihre Rückenschmerzen hätten sich dadurch verbessert.
Das mag auch gut sein. Nur die Frage ist: Wissen sie denn, was sie tun? Sind sie sich dessen bewusst, was sie tun? Können sie die Übungen auch auf andere Art und Weise ausführen, wenn sie das wollten? Könntest du? Es ist wesentlich, dass wir uns immer wieder fragen: Führen wir dir Übungen mit Bewusstheit oder aus Gewohnheit aus? Denn …
Bewusstheit (aka Wille) und Funktionalität basieren auf „Ich habe eine Wahl“. Gewohnheit (aka Selbst-Wille) und Druck basieren auf „Ich fühle mich so“.
Zurück zu meinem Sohn César: Die genannten Fehler zu korrigieren wird meinem Sohn mehr Bewegungs-Möglichkeit bieten. Die Art und Weise, wie er die Übungen im Video zeigt, gibt ihm wenig Bewegungsfreiheit.
Check it & fly with it!
Ich schließe den Fall und danke euch fürs Lesen und Teilen! 🙂
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