Mein Sohn, César Sampson, sendete mir das Video gleich unten, in dem er selbst die Pilates Powerhouse Serie ausführt. Er fragte mich, ob ich dazu ein Komentar für Facebook schreiben könnte.
Nachdem ich mir das Video ansah, dachte ich mir …. weiss er, was er da von mir verlangt? … entweder ist er ein wahrer Krieger oder ein wahrer Masochist!?!? Er wollte meine Analyse noch nicht einmal lesen?!? Ich kann nur sagen „Daumen hoch für meinen Sohn César und seine bemerkenswert selbstlose Geste.” Vielleicht hatte er bei seiner Entscheidung ja folgendes Zitat eines afrikanischen Meisterlehrers im Kopf:
Manchmal ist es besser sich dem Willen Anderer zu unterwerfen, als seinem eigenem Selbst-Willen zu gehorchen.
… und wollte uns mit seiner selbstlosen Tat daran erinnern. Mutig, mutig, mein Sohn!
Wie auch immer, lasst uns mit der Analyse beginnen. Wie die Pilates-Afficionados wissen, besteht die Powerhouse Serie aus 5 Übungen, und damit ich euch nicht mit der tiefgründigen Analyse aller 5 Übungen gleichzeitig überfordere, werde ich jede Woche die Analyse einer Übung posten.
Hier bereits die Analyse der 1. Übung der Pilates Powerhouse Serie – des Single Leg Stretch – ausgeführt von meinem Sohn César.
Die abgeschwächte Powerhouse Serie
Schauen wir uns gleich unten Césars Video der Powerhouse Serie an. Ab 00:11 beginnt er mit dem Single Leg Stretch;) Klick und genieße!
Single Leg Stretch – Die Fakten
Fundamentaler Fehler: Keine neutrale Beckenposition. Weil er sein Becken nicht in eine neutrale Position bringt, bevor er seine Knie hebt, kollabiert das Gewicht seiner Beine zum Brustkorb hin, anstatt dass es sich zwischen dem Boden (Gründung), Iliopsoas (Beinkontrolle) und DMCS (Beckenstabilistaion) aufteilt.
Erster Folgefehler: Weil sein Becken nicht in neutraler Position ist, kann er die korrekte Verbindung von Becken und Brustkorb für die Flexion nicht herstellen. Das Ziel der korrekten Becken-Brustkorb-Verbindung ist, dass sich Kopf und Brustkorb reflektiv vom Boden heben. Die Flexion sollte übrigens durch das Hinunterziehen der Schultergürtelstabilisatoren und dem nach oben gerichteten Gegenzug des DMCS – seinem Powerhouse – herbeigeführt werden. Nichtsdestotrotz, obwohl seine Startposition unvorteilhaft ist, arbeitet er daran die Flexion seines Oberkörpers besser hinzubekommen, indem er ganz bewusst seinen Kopf und Schultergürtel organisiert.
Zweiter Folgefehler: Weil sein Becken nicht in neutraler Position ist, benützt er beim abwechselnden Strecken und Beugen seiner Beine sein Hüftgelenk anstatt sein Powerhouse (DMCS) und Iliopsoas. Das können wir gut beobachten, indem wir auf den Kollaps seiner Fersen achten, wenn er seine Knie zum Brustkorb hin beugt.
Mein Fazit: Keine axiale Verlängerung
Bevor und während der Bewegung fehlt es an axialer Verlängerung und der entgegengesetzten Arbeit von seinem Powerhouse (DMCS) und Schultergürtel – sowohl beim Beugen als auch beim Strecken der Beine.
Zum Vergleich zeige ich euch ein Video von mir, in dem ich die Pilates Powerhouse Serie ausführe. Es beginnt mit dem Single Leg Stretch. Auch hier klick und genieße!
Die angereicherte Powerhouse Serie
Bewusstheit vs. Richtig-Falsch
Zu guter Letzt, lasst mich noch eine Prise Bewusstheit in meine Analyse bringen. Die Analyse der Interpretation der Powerhouse Serie meines Sohnes basiert NICHT auf einer Richtig-Falsch-Dichotomie, sondern geht von der Perspektive der Bewusstheit und Funktionalität aus.
Damit meine ich
- Wie viele der genannten ‚Fehler‘ ist sich César bewusst, wenn er die Übungen ausführt?
- Kann er die eine Position in eine andere Position übertragen? Zum Beispiel, kann er ohne Änderung, Kompensation und Modifikation von der Single Leg Stretch Position zur Side Kick Position gehen?
Subjektiv gesehen, wer kann schon sagen, dass die Art und Weise wie mein Sohn die Pilates Powerhouse Serie ausführt, falsch ist? Ziemlich sicher gibt es viele Leute, innerhalb und außerhalb der Pilates Community, die behaupten sich ‚gut zu fühlen‘ währenddessen sie die Powerhouse Serie so ausführen wie mein Sohn. Mit Sicherheit gibt es auch Leute, die sogar sagen, ihre Rückenschmerzen hätten sich dadurch verbessert.
Das mag auch gut sein. Nur die Frage ist: Wissen sie denn, was sie tun? Sind sie sich dessen bewusst, was sie tun? Können sie die Übungen auch auf andere Art und Weise ausführen, wenn sie das wollten? Könntest du? Es ist wesentlich, dass wir uns immer wieder fragen: Führen wir dir Übungen mit Bewusstheit oder aus Gewohnheit aus? Denn …
Bewusstheit (aka Wille) und Funktionalität basieren auf „Ich habe eine Wahl“. Gewohnheit (aka Selbst-Wille) und Druck basieren auf „Ich fühle mich so“.
Zurück zu meinem Sohn César: Die genannten Fehler zu korrigieren wird meinem Sohn mehr Bewegungs-Möglichkeit bieten. Die Art und Weise, wie er die Übungen im Video zeigt, gibt ihm wenig Bewegungsfreiheit.
Ich schließe den Fall für heute. Wir sehen uns nächste Woche, wenn ich analysiere wie mein Sohn den Pilates Double Leg Stretch ausführt.
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